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Heißt jetzt alles Microsoft Dynamics 365 und seit wann liegt der Juli im Frühling?

Roman Eder31.07.2017

In den letzten Wochen und Monaten war es schwer Microsofts Innovationsfeuerwerk und allen Änderungen und Entwicklungen zu folgen. Selbst für etablierte Partner mit viel Erfahrung wie uns war diese Zeit eine Herausforderung und forderte vor allem in der Produktentwicklung viel Flexibilität und Investment.

Produkte wurden umbenannt, zusammengeführt, in Apps aufgespaltet, technisch redesigned oder neu vermarktet. Von unseren Kunden wissen wir, dass es für den Enduser beinahe unmöglich war ohne engem Kontakt zum Microsoft Partner den Überblick in der Microsoft Dynamics 365-Welt zu behalten. Umso mehr freut es uns, dass mit dem letzten Microsoft Dynamics 365 Release ein Meilenstein erreicht wurde mit dem langsam Ruhe einkehrt. Mit Ruhe meine ich keineswegs, dass die Innovativität abnimmt oder die funktionale Weiterentwicklung reduziert wird sondern, dass die Neuorganisation die Microsoft im Dynamics-Produktportfolio vorgenommen hat nun zu einem Ende kommt.

Auf der stabilen Microsoft Dynamics 365-Basis liegt der Fokus nun nicht mehr im Upgrade bestehender Funktionalitäten und darin die Produkte technisch zu erneuern, sondern in der Weiterentwicklung und Optimierung selbiger. Ursprünglich wurde dieses Release als Spring Release angekündigt und hätte im Frühling geliefert werden sollen. Da mit diesem Release aber wesentliche Neuerungen geliefert wurden, die erst Beta-Programme und Pilotbetriebe durchlaufen mussten, hat Microsoft den Frühling bis in den Juli ausgedehnt. Für uns kein Problem, da wir dadurch mehr Zeit hatten uns darauf vorzubereiten und unsere Microsoft Dynamics 365-Produkte upzugraden. Man munkelt bereits, dass das angekündigte Fall Release ein Weihnachtgeschenk werden könnte.

Was ist jetzt alles Microsoft Dynamics 365?

Einer der aktuell letzten Schritte den Microsoft auf ihrem Weg in die Dynamics 365-Welt getätigt hat, war eine einheitliche Namensgebung der unterschiedlichen Produkte. Heißt jetzt alles Dynamics 365? Ja, aber mit ein wenig Erklärung ist die Namensgebung nachvollziehbar und logisch. Der Fokus wird auf die Microsoft Dynamics 365 Suite gelegt, weg von einzelnen Funktionssilos wie CRM und ERP. Mit einer konsistenten Namensgebung wird das Angebot weiter in Prozessbereiche, so genannten Business Apps unterteilt.Microsoft Dynamics 365 wird grundsätzlich in zwei Editionen unterschieden:

  • Microsoft Dynamics 365, Business Edition: Die Business Edition ist eine reine Cloud-Lösung für Unternehmen mit 10-250 Mitarbeitern, während die Enterprise Edition auf größere Unternehmen mit 250+ Mitarbeitern ausgerichtet ist und je nach Bereich in der Cloud, Hybrid oder On-Premise/Lokal zur Verfügung steht.
  • Microsoft Dynamics 365, Enterprise Edition: Die Enterprise Edition beinhaltet unter anderem funktional das, was bisher durch die Produkte Microsoft Dynamics AX und Microsoft Dynamics CRM abgedeckt wurde. Naheliegend wäre nun der Verdacht, dass die Business Edition der Nachfolger von Dynamics NAV ist. NAV wird aber im Gegensatz zu AX weiterhin als Alternative zu Dynamics 365 entwickelt und verkauft.

Innerhalb der beiden Editionen unterscheidet Microsoft Prozessbereiche (Business Apps), die in beiden Editionen gleich benannt werden. Trotz der Namensgleichheit beinhalten sie aber unterschiedliche Funktionen und haben verschiedene Software als Basis:

Durch diese neue Namensgebung wird das breite Funktionsspektrum der einzelnen Apps besser als bisher transportiert, als noch irreführend von „Microsoft Dynamics 365 for Finance“ (= ERP der Business Edition) oder „Microsoft Dynamics 365 for Operations“ (= ERP der Enterprise Edition) gesprochen wurde.

Neuigkeiten im Microsoft Dynamics 365, Enterprise Edition July 2017 Update

Neue Business Apps

Neu seit dem July Update für Microsoft Dynamics 365 sind die beiden Apps Microsoft Dynamics 365 for Talent und Microsoft Dynamics 365 for Retail. Die Talent App ersetzt nicht das bisherige HR-Modul innerhalb des ERP-Systems sondern ergänzt die administrativen Personal-Prozesse um Bewerbermanagement, aktives Management von Talenten, Mitarbeiterentwicklung und eine durchgängige Personal-Strategie. Die Retail-App bündelt die Retail-Funktionalitäten in einer Applikation, die den Finance and Operations-Bereich um eine End-to-End Einzelhandelslösung anreichert.

Deployment-Optionen

Neben den neuen Apps gab es mit dem July Update eine fundamentale Änderung der Installationsmöglichkeiten von Finance and Operations. Neben der bisherigen Option in der Cloud und der hybriden Installation ist mit diesem Release nun auch die On-Premise Installation des „neuen AX“ möglich. Das Feedback von Kunden und Partnern in den letzten Monaten hat Microsoft bei der Entscheidungsfindung unterstützt diese Möglichkeit des lokalen Betriebs (local business data) zu ermöglichen. Die 3 Hauptgründe waren:

  • Datenhoheit: Rechtliche Vorgaben, aber auch interne Compliance Regeln von Firmen und Konzernen, verbieten in manchen Fällen Daten extern zu speichern.
  • Verfügbarkeit: Microsoft kann zwar die Verfügbarkeit der Lösung in ihren Rechenzentren garantieren, die Verfügbarkeit des Netzwerks und der Internetleitung ist aber bei manchen Kunden-Standorten nicht garantiert.
  • Investitionen in Rechenzentren: Einige Kunden haben durch ihre bisherige IT-Strategie viel in ihre bestehenden, lokalen Rechenzentren investiert und können erst in die Cloud wechseln, nachdem sich das Investment amortisiert hat.

Extensions

Zu guter Letzt habe ich noch ein Highlight in der Microsoft Dynamics 365-Entwicklung herausgepickt, das ich erwähne möchte weil es aus meiner Sicht ein ganz wesentlicher Baustein zum Erfolg von Microsoft Dynamics 365 sein wird: Das Thema Extensions.

Bereits seit einigen Release Zyklen pusht Microsoft das Thema der Extensions und mahnt Partner und Kunden ihre Programmierungen in Microsoft Dynamics 365 von Overlayering auf Extensions umzubauen.

Doch was sind Extensions?

Einfach ausgedrückt ist es ein Mechanismus in der Programmierung, um Code zu schreiben, der bei Upgrades und Hotfixes keinen Mehraufwand generiert. Anstatt bestehenden Standard-Code zu verändern hängt man an definierten Punkten in der Ausführung des Programmcodes Erweiterungen ein. Dadurch fällt der Aufwand weg den eigenen Code zu mergen und upzugraden, wenn sich die Standard-Objekte bei einem Release verändern.

Mit jedem neuen Release schafft Microsoft den Partnern weitere Möglichkeiten zur Erweiterung über Extensions und zwingt uns sogar Overlayering in einigen Systembereichen zu entfernen. Dieser Umbau bedeutet für uns in der Produktentwicklung höhere initiale Aufwände, die sich aber durch die reduzierten Aufwände eines jeden Folge-Releases rechnen. Bei Neu-Implementierungen hält sich der Mehraufwand in Grenzen da man bereits in der Konzeption den neuen Mechanismus berücksichtigen kann.

Wir haben bereits bei den letzten kleineren Updates von Microsoft von diesem Effekt profitiert und hatten sehr geringe Upgrade Aufwände unserer Produkte und Kundenlösungen.

Quellen:

Mehr zum Thema

Wenn Sie mehr wissen wollen zu Microsoft Dynamics 365, finden Sie hier weitere Informationen.

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Über den Autor: Roman Eder

Roman Eder ist Operations Manager ERP und am COSMO CONSULT-Standort Wien tätig (vormals FWI Gruppe). Langjährige Berufserfahrung in der ERP-Branche (Realisierung, Technische Projektleitung, Consulting, Projektleitung) bei internationalen Projekten. Über 10 Jahre Entwicklungs- und Beratungserfahrung im Microsoft Dynamics 365 for Finance and Operations-Bereich (vormals AX) sowie mehrjährige Tätigkeit als Führungskraft bei COSMO CONSULT. 

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