ERP

Gefahrstoffe richtig handhaben

Michael Wilp

Ein ganzheitliches Gefahrstoffmanagement ist für Unternehmen, die mit gefährlichen Stoffen und Gemischen arbeiten, von entscheidender Bedeutung. Die Handhabung solcher Substanzen erfordert eine hohe Aufmerksamkeit und unterliegt einer Vielzahl von gesetzlichen Regelungen. Um den komplexen Anforderungen gerecht zu werden und gleichzeitig die Effizienz zu steigern, setzen Unternehmen verstärkt auf ein integriertes Gefahrstoff- und Gefahrgutmanagement (GSM) in ihre ERP-Systeme.
So kann das System die Transportabwicklung automatisch anstoßen und folgende Informationen auf Knopfdruck zusammenführen:

  • Adressen der Absender*innen
  • Adressen der Empfänger*innen
  • Transportweg, Transportmodus
  • Gefahrguteinstufung
  • Liefermengen
  • Verpackungsinformationen.

Harmonisierung für einheitliche Sicherheitsstandards

Weltweit wird angestrebt, eine einheitliche Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von chemischen Stoffen und Gemischen zu erreichen, um ein einheitliches Schutzniveau hinsichtlich der Gefahren bei der Handhabung und dem Transport zu gewährleisten. In Europa sind die Anforderungen an das Sicherheitsdatenblatt (SDB) in der REACH-Verordnung festgelegt. Dabei werden in den SDBs wichtige Informationen zur sicheren Handhabung, potenziellen Gefährdungen und den entsprechenden Schutzmaßnahmen bereitgestellt. Die Erstellung solcher Datenblätter ist jedoch aufwendig, da sie in 16 Abschnitten verschiedene Fakten zur Produktsicherheit enthalten und zusätzlich in der Amtssprache des jeweiligen Landes verfasst sein müssen. Zudem müssen regionale Besonderheiten, wie nationale Arbeitsplatzgrenzwerte, berücksichtigt werden.

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Integriertes Gefahrstoffmanagement als Schlüssel zur Effizienz

Die Integration eines Gefahrstoff- und Gefahrgutmanagements in das ERP-System eines Unternehmens bietet viele Vorteile. Durch die nahtlose Integration können relevante Gefahrstoffinformationen in der Produktion, im Lager oder bei der Auftragsabwicklung effizient bereitgestellt werden. Zum Beispiel kann bei einem Verkaufsauftrag im ERP-System automatisch ermittelt werden, welche Produktsicherheitsinformationen für die spezifische Region des Kunden relevant sind. Diese Informationen werden dann zusammen mit dem Sicherheitsdatenblatt per E-Mail an den Kunden gesendet. Auch die Kennzeichnung und der Versand von Gefahrgütern können durch die Integration automatisiert werden.

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass das ERP-System automatisch erkennt, ob der Versand als Gefahrguttransport deklariert werden muss oder ob aufgrund von Kleinmengen- oder Freistellungsregelungen darauf verzichtet werden kann; und das für die unterschiedlichen Transportwege (Land, See und Luft). Solche Aktionen werden beim Verkaufsauftrag dokumentiert und sind jederzeit im ERP-System nachvollziehbar. Ohne eine solche Integration wäre eine Automatisierung der Transportabwicklung erheblich eingeschränkt.

Automatisierte Aktualisierung bei Gesetzesänderungen

Gesetze und Regelungen rund um die Produktsicherheit ändern sich kontinuierlich. Daher ist eine fortlaufende Wartung der Workflows und Inhalte im Gefahrstoffmanagement erforderlich. Idealerweise erfolgt diese Aufgabe durch eine automatisierte Aktualisierung seitens des Herstellers, damit sich der Anwender auf seine Produkte konzentrieren kann. Eine solche automatisierte Aktualisierung gewährleistet, dass das Gefahrstoffmanagement stets mit den aktuellen Regelungen, Stoffdaten und Textbausteinen arbeitet.

Meldepflicht an die ECHA erfüllen

Gemäß Artikel 45 und Anhang VIII dieser Verordnung sind alle Hersteller und Inverkehrbringer von Gemischen, die potenzielle Gefahren für die menschliche Gesundheit darstellen, verpflichtet, den von den EU-Staaten benannten Stellen detaillierte Informationen über ihre Produkte zu übermitteln. Diese Informationen umfassen die Rezeptur, Einstufungen und andere relevante Eigenschaften, die für Giftinformationszentren von Bedeutung sind.

Der Prozess dieser Meldung ist als PCN (Poison Centre Notification) bekannt. Jede PCN bezieht sich spezifisch auf eine Rezeptur, die durch einen UFI (Unique Formula Identifier) eindeutig identifiziert wird. Dieser UFI-Code ist zwingend auf dem Produktetikett anzugeben.

Die Europäische Chemikalienagentur, besser bekannt als ECHA, hat sich als zentrale Anlaufstelle für die Verwaltung dieser Meldungen etabliert. Sie bietet verschiedene Möglichkeiten zur Einreichung von PCNs an. Neben einem manuellen Portal können PCNs auch im IUCLID-Format eingereicht oder über einen automatisierten System-zu-System-Dienst (S2S) direkt aus BC übermittelt werden. Insbesondere die letztere Option, die das PCN-Modul für GSM nutzt, hat sich bei unseren Anwendern als besonders effizient und bevorzugt herausgestellt.

Für Unternehmen, die eine breite und sich ständig weiterentwickelnde Produktpalette haben, ist das Management von PCNs ohne ein solches automatisiertes System nicht zu handhaben. Selbst Hersteller von Produkten, die bislang nur marginale Berührungspunkte mit der Chemiebranche aufwiesen, können davon profitieren. Die Meldung für die SCIP-Datenbank an die ECHA ist auch für Unternehmen relevant, die sich bisher nicht mit der Chemie auseinandersetzen mussten. Die SCIP Meldung folgt vergleichbaren Prinzipien wie die PCN und somit ist es naheliegend das Gefahrstoffmanagement dafür zu nutzen.

Sicherheit und Effizienz durch IT-gestütztes Gefahrstoffmanagement

Ein sorgfältig geführtes und durchgängiges Gefahrstoffmanagement ist unerlässlich, um die Risiken für Mensch und Umwelt besser zu beherrschen. Ein IT-gestütztes GSM hilft dabei, Gefahren sachgerecht zu beurteilen, Risikominderungsmaßnahmen in betriebliche Prozesse zu integrieren und im Falle von Unfällen die notwendigen Informationen schnell und gezielt bereitzustellen.

Ein ins ERP-System integriertes GSM sollte mit den Erweiterungen seitens des ERP-Herstellers wachsen können. Angesichts der hohen Dynamik neuer Technologien sind Cloud-basierte Technologien, eingebettet in ein weitreichendes Eco-System mit standardisierten Datendrehscheiben für das Internet of Things (IoT), der aktuelle State-of-the-Art.

Fazit

Ein gut durchdachtes und integriertes Gefahrstoffmanagement ist entscheidend, um die Sicherheit im Umgang mit gefährlichen Stoffen und Gemischen zu gewährleisten und den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden. Die Integration eines Gefahrstoff- und Gefahrgutmanagements in das ERP-System ermöglicht nicht nur eine effiziente Bereitstellung relevanter Informationen, sondern auch eine Automatisierung wichtiger Prozesse. Unternehmen profitieren von einer erhöhten Sicherheit für Mitarbeitende und Umwelt sowie einer gesteigerten Effizienz in der Handhabung und dem Versand gefährlicher Stoffe. Mit einer automatisierten Aktualisierung bleiben die Prozesse stets auf dem neuesten Stand der Gesetzesvorgaben und bieten somit ein zeitgemäßes und zukunftssicheres Gefahrstoffmanagement.

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Autor:
Michael Wilp
Product Marketing Manager | COSMO CONSULT